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Wieder ein Lied von den Straßen (Rumänien, Teil 3)

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May 03 2017
Umladen am Ende - dort wo nichts mehr geht

Steile Passagen fordern mich heraus und ungezählte Male nehme ich alle Kräfte zusammen um mein überladenes Liegerad den Berg hoch zu treiben. In der Nähe von Petrova erklimme ich den ersten „echten“ Bergpass!

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl! Ich bin oben, an meinem bis dahin höchsten Punkt angelangt! In den wilden ungezähmten Karpaten! Ich staune was ein menschlicher Körper leisten kann, beim Hochstrampeln mit den ca. 40 kg Zusatzgewicht habe ich mich gefühlt wie eine Maschine, die Unmögliches möglich macht!

Eine rasante, ja, beflügelnde Abfahrt erwartet mich! Seit Österreich hab ich keine so fein asphaltierte Teerstraße mehr gesehen! Ich heize mit „vollem Affenzahn“ den Berg runter. Für die Serpentinen nehme ich mir ein Beispiel am Hochgefühl der Motorradfahrer und drücke mein Liegerad-Geschoss ordentlich in Schräglage. Ich brülle laut raus, was mir gerade einfällt: Zarpat’skiiii! Rolling! Rolling on the river!!! Die Autofahrer hinter mir feiern mit mir meine Freude, überholen mich aus Anteilnahme nicht, bis ich unten im Tal ankomme. Was für eine Fahrt! Was für einen Rausch hab ich gerade durchlebt!!
Leider lerne ich nichts aus meinen Fehlern. Im Talgrund, nur noch vier bis fünf Kilometer von meinem Tagesziel entfernt, bringt mich eine vermeintliche Abkürzung über einen „Feldweg“ ins vollständige Aus.

Die geschotterte Straße entwickelt sich zu einem Müllweg, er verläuft parallel, ganz nah am Fluss, und rechts und links breitet sich eine Müllhalte aus. Der Müllweg wird zum Erdweg, und dieser zum Schlammweg. Soweit ist dies alles ok für den erfahrenen „Liegeradler“. Absteigen und Schieben ist nichts Neues. Die Hoffnung, dass bald wieder fester Untergrund in Sicht kommt, überwiegt bei jeder Etappe ins Schlammassel. Zu meiner Linken befindet sich nun der müllbeladene Fluss, zu meiner rechten ein dichtes Niedriggehölz.
In dem immer enger werdenden Hohlweg ist Ausweichen nicht mehr möglich. Zeit zum Umkehren – denke ich, als mein Liegerad bis zum Umlenkritzel im Schlamm steckt! Die Hoffnung stirbt zuletzt! Es kann da Vorne nur noch besser werden!

Jetzt versperren mir Äste den Weg, ich muss die Schuhe ausziehen, und schiebe mit allen Kräften barfuß durch den Morast. Jedes Drama hat einen Höhepunkt. Der Weg endet in dem Niedrigholzgürtel, Äste und Stämme liegen kreuz und quer, der Untergrund besteht aus Sand, Gehölz, und Erdbrocken, zwei hohe Erdhaufen, versperren mir den Durchgang.
Ich muss alles abbauen und die Taschen einzeln über das unbefahrbare Gelände tragen. Es gibt nichts „Ätzenderes“ als Auf-und Abrüsten an meinem Liegerad. Bis alles wieder sitzt vergehen 15 Minuten, das habe ich schon so oft gemacht, mittlerweile bricht die Dämmerung rein, es ist kühl und ich stehe barfuß da, mit schlammverschmierten Füßen.
Schließlich ist alles wieder aufgepackt und endlich kann‘s weitergehen! Da vorne sehe ich die ersten Häuser. Ein kurzes Stück komme ich gut voran, dann übersehe ich eine schmierige Lache und „flutsch!“ liege ich samt dem ganzen Pack in der erdigen Soße!
In der Dunkelheit wieder Abpacken, weil sich die unterste Tasche ausgehängt hat. Endlich wieder alles aufgerichtet, schaffe ich es schließlich zum Anfang der Dorfstraße. Jetzt fahre ich noch die vier Kilometer, dann kehre ich in den gediegenen Innenhof meiner gebuchten Pension ein…

Was ist da los?? Die Räder blockieren, die Kette rasselt und knirscht! Im Schein der Taschenlampe erkenne ich – so ein Liegerad ist eben niedriger als ein normales Fahrrad. Alles ist vom halbgetrockneten Schlamm verklebt, so auch die Spalte zwischen Bremsbacken und Felgen. Ich trage mein Liegerrad zurück zum vermüllten Fluss. Barfuß schiebe ich das Rad ins seichte Wasser. Mit einem angeschwemmten Kanister spüle ich den gröbsten Dreck weg.

Schlussendlich schlüpfe ich mit feuchten dreckigen Socken in schlammbeschmierte Schuhe.
Die letzten Kilometer in die Stadt Vişeu de Sus schaffe ich mit äußerst unangenehmem „Sand im Getriebe“.
Zu später Stunde entgegnet mir der Wirt: „Hier ist alles ausgebucht, ihre Reservierung wurde vom System automatisch bestätigt, wir konnten diese nicht zurückweisen, ich weiß nicht wieso. Morgen ist Erster-Mai-Feiertag! Ganz Rumänien befindet sich im Kurzurlaub! Ich schaue, dass wir Dich hier für eine Nacht irgendwie unterbringen.“ Diese Worte genügen mir an diesem Abend. Und das klappt, tatsächlich!
Bis spät in die Nacht, bin ich am Putzen, Reinigen, Waschen und Duschen… bis mir die Augen zufallen.

HolzwegKarpatenLiegeradexpeditionPetrovaRomaniaRumänienVişeu de Sus
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