Buna Ziua Romania! (Rumänien, Teil 1)
! Flasback !
Ich habe soeben vier nicht veröffentlichte Reiseberichte von meiner Liegeradreise Ismaning-Isfahan entdeckt!
Der erste Bericht stammt aus Rumänien und wird auf die Tage 25.04. und 26.04.2017 datiert.
Ich komme soeben aus der Ukraine (Reisebericht Ukraine) und habe einen darniederliegenden Landstrich bei grauem Wetter passiert. Meine Stimmung war zunächst aufgrund der Gesamtsituation im Lande etwas runtergedrückt und wegen der Sprachbarriere hatte ich mich kaum mit den Leuten in der Ukraine unterhalten können.
Der erste Tag in Rumänien:
Scheint jetzt plötzlich wieder die Sonne? Ich bin mir gar nicht sicher … und in der Ukraine? War da der Sonnenschein genauso intensiv? Ist das ein rein psychischer Effekt?
Nach dem ich an der Grenze wieder für Auflockerung im Arbeitsalltag der Beamten gesorgt habe, rolle ich über die einspurige holzbeplankte Brücke in die rumänische Stadt Sighetu Maramaţiei.
Die freundliche 40-TSd-Einwohner-Stadt empfängt mich mit südländischem Lebensgefühl.
Es ist warm, die Leute sitzen draußen mit kurzen Hosen und T-Shirts.
In den Kaffee-Bars und Restaurants klingen lateinamerikanische Reaggaeton-Rhythmen an.
Auf der Straße quatscht mich einer mit Sonnenbrille an, er schickt zur Zeit den Bruder an seinen Arbeitsplatz. „Gringo“ cruist ganz relaxed auf seinem highend Mountainbike durch die Stadt. Ich treffe ihn an zwei Tagen insgesamt dreimal zufällig in der Stadt. Es ist so angenehm dass man sich hier auf Englisch ganz easy verständigen kann!
Die Leute haben Zeit für Plaudereien und genießen es mir Auskünfte zu erteilen. In einem Schnellrestaurant lass ichs mir erstmal gut gehen und lass meine Chat-Apps über Wifi updaten. Anschließend kommen die Frauen von der Küche extra nach draußen um über mein Gestrampel auf dem Liegerad lachen zu können. Der Tag in der sonnigen Stadt vergeht wie im Flug.
Bald ist es später Nachmittag und ich habe noch eine Verabredung mit Alina, der Museumsmanagerin des Elie-Wiesel-Gedenkhauses.
Ihre Antwort auf Couchsurfing.com hat mir zu diesem glücklichen Zusammentreffen verholfen.
Sie ist eine überaus sympathische und quirlige Frau, Mutter von zwei Schulkindern und always busy, das erfahre ich als erstes, als sie mich vorübergehend, nach regulärer Öffnungszeit in der Museumsaustellung parkt, um ihren Bericht zu Ende zu schreiben.
Die Zeit nutze ich optimal und erfahre zum ersten Mal über den Holocaustüberlebenden und Menschenrechtsaktivist Elie Wiesel. Ihm wurde im Laufe seines Wirkens der Friedensnobelpreis zugesprochen und in seinem Elternhaus befindet sich nun das kleine Gedenkmuseum für die jüdische Kultur in Maramureş.
Ich erfahre, dass vor dem zweiten Weltkrieg über 100.000 Juden in diesem Landkreis gelebt haben. Die Juden aus dieser Gegend wurden nach Ausschwitz und Buchenwald deportiert. Hier fand ein Holcaust auf der ganzen Breite statt, seitdem leben nur noch etwa 50 jüdische Rumänen in der Gegend um Maramureş.
Nachdem Alina eine Schauspielerin zum Hotel gebracht hat, geht’s mit Fahrrad und Liegerad durch die belebten Straßen zum Wohnhaus von Alina und ihrem Mann Cosmin.
Cosmin ist pensionierter Profifußballer und gerade dabei den Garten mit dem Spaten umzugraben.
Ganz wie der Vater ist auch Razvan („Rswan“) ein begeisterter Fußballer und hat schon so einiges an Pokalen abgeräumt. Er und seine Schwester Julia (“Luli”) lassen sich für sportliche Aktivitäten im Garten begeistern. Ich bin im Dauereinsatz, spiele im fliegenden Wechsel Volleyball und Fußball, je nachdem, wer sich gerade von den jungen Sportskanonen durchsetzt. Zwischendrin will auch der kleine Familienhund mitspielen und Krauleinheiten absahnen. Obwohl Alina schon wieder zum nächsten Termin verabredet ist, werde ich supergut von Ihr versorgt.
In dem freigeräumten Wohnzimmer mit der großen roten Couch fühle ich mich sehr schnell wie in den eigenen vier Wänden. Zu Abend gibt es verschiedene hausgemachte Essen rumänischer Art, und da steht auch gleich ein kühles Bier auf dem Tresen.
Am Küchentisch probieren die Kinder ihr gepauktes Englisch aus und bringen mir die Zahlen auf Rumänisch bei. Für viel Gelächter und gute Laune sorgen meine obligatorischen „Stolperer“ über die rumänische Aussprache.
Am nächsten Tag drehe ich mit den Kids und dem Liegerad ein paar Runden durch den Garten. Die Oma sitzt mit draußen und Familienbesuch ist eingetroffen.
Weil es mir schwerfällt von hier wegzufahren bleibe ich noch bis Mittags in meiner Rolle als Volleyballtrainer. Vielen Dank euch Alina, Cosmin, Razvan und Luli für die familiäre Aufnahme und Integration 🙂 !
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